Die Ausbildungsbereitschaft im Handwerk ist immer noch überdurchschnittlich hoch. Dass Lehrstellen unbesetzt bleiben, liegt an fehlenden Bewerberinnen und Bewerbern. Gezielte Anreize und Erleichterungen sind notwendig.
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Die Ausbildungsbereitschaft im Handwerk ist immer noch überdurchschnittlich hoch. Dass Lehrstellen unbesetzt bleiben, liegt an fehlenden Bewerberinnen und Bewerbern. Gezielte Anreize und Erleichterungen sind notwendig.

News vom 11.07.2023Der Weg zur "Weiterbildungsrepublik" ist noch weit

Neues Gesetz leitet laut ZDH-Präsident Jörg Dittrich nicht die notwendige Bildungswende ein.

Berlin.  „Fortschritt braucht Fachkräfte, Transformation braucht Handwerk: Angesichts der Erwartungen, die an das Handwerk gestellt werden, ist die gezielte, strategische Unterstützung der Fachkräftesicherung durch die Politik wichtig.“ Das hat Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), zum vom Bundestag verabschiedeten Gesetz zur Stärkung der Aus- und Weiterbildung (Weiterbildungsgesetz) erklärt. Er kritisierte, dass mit dem Weiterbildungsgesetz nicht die notwendige Bildungswende eingeleitet werde, sondern lediglich Impulse gesetzt würden, die sich auf den Bereich der Ausbildung konzentrierten. Das Weiterbildungsgesetz gehe nicht den Schritt, das bestehende Ausbildungsengagement zu stützen, zu fördern und perspektivisch sogar zu erhöhen.

„Der Weg zur angekündigten ‚Weiterbildungsrepublik‘ ist daher noch weit“, so Dittrich. „Statt kleinteiliger, bürokratischer Maßnahmen wären gezielte Anreize und Erleichterungen für Betriebe wie Beschäftigte notwendig. Dafür muss auch die bereits angekündigte Novelle des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes (AFBG-Novelle) zeitnah angestoßen werden.“

Nach wie vor sei das Ausbildungsengagement im Handwerk überdurchschnittlich hoch, betonte der ZDH-Präsident. Dass Ausbildungsplätze unbesetzt blieben, liege an fehlenden Bewerberinnen und Bewerbern. „Im Handwerk sehen wir daher ein Passungsproblem. Kleine und mittlere Betriebe stehen vor einer besonderen Herausforderung, junge Menschen frühzeitig zu erreichen und für eine Ausbildung zu gewinnen.“

Dittrich räumte ein, dass der ganzheitliche Ansatz der Ausbildungsgarantie diese Herausforderung zwar aufgreife, indem der Übergang von der Schule in die Ausbildung etwa durch Berufsorientierungsmaßnahmen und Praktika unterstützt werden solle. Das Passungsproblem werde jedoch durch die Ausbildungsgarantie nicht gelöst, sondern drohe unter Umständen eher verschärft zu werden.

>>Bei der Umsetzung der Ausbildungsgarantie vor Ort muss sichergestellt werden,
dass außerbetriebliche Angebote nicht in Konkurrenz
zu den betrieblichen Angeboten treten. Eine festgeschriebene Einbindung
der Handwerkskammern als zentrale, regionale Akteure in der Berufsbildung hätte das sichergestellt.<<
Jörg Dittrich,
Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH)

„Stattdessen soll über die Arbeitsagenturen die Auswahl der Regionen mit einer ‚erheblichen Unterversorgung‘ an betrieblichen Ausbildungsplätzen erfolgen, in denen ein Anspruch auf ein außerbetriebliches Ausbildungsangebot bestehen wird.“

Dass Betriebe nicht zusätzlich durch eine Ausbildungsumlage belastet und Auszubildende durch den erhöhten Mobilitätszuschuss unterstützt würden, begrüßte Dittrich als wichtige Impulse.

„Für die strategische Unterstützung der Fachkräftesicherung im Handwerk ist die AFBG-Novelle ein zentraler Schritt, denn sie fördert die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung“, sagte Dittrich. Die Ausrichtung hin auf gleichwertige ideelle und finanzielle Wertschätzung der beruflichen Bildung sei in der strategischen Ausrichtung der Aus- und Weiterbildungsförderung zentral. „Die Bildungswende ist Voraussetzung für die nachhaltige Fachkräftesicherung im Handwerk und damit für das Gelingen von Transformation.“