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Privart

vom 17.01.2023Neuer Dombaumeister voraus: willkommen, Jan Richarz!

Seit Dezember 2022 arbeitet Dr. Jan Richarz sich ein. Ab Februar 2023 leitet er die Dombauhütte dann in verantwortlicher Position.

AACHEN. Mit dem Aachener Dom ist der aus Düren stammende Bauhistoriker und promovierte Denkmalpfleger Jan Richarz, Jahrgang 1981, lange vertraut. Dass allerdings einmal der Begriff der „Pflegenden Hand“ in Zusammenhang mit dem mittelalter lichen Bauwerk eine sehr persönliche Bedeutung für ihn gewinnen würde, hätte er nicht gedacht: Dr. Jan Richarz folgt als Dombaumeister auf Helmut Maintz, der sich Ende Januar 2023 in den Ruhestand verabschiedet.

Die Fachjury des Domkapitels entschied sich aus mancherlei Gründen für diesen Nachfolger. „Es gibt eine Reihe von Herausforderungen in den nächsten Jahren, obwohl der Dom nach seiner Grundsanierung in gutem Zustand ist“, sagt Dompropst Rolf-Peter Cremer. „Wir sind überzeugt davon, dass Jan Richarz der Richtige für all diese Aufgaben ist.“

Die Macht der Elemente

Zusammen mit einer „hochqualifizierten Dombauhütte“, wie Richarz bereits jetzt schwärmt, freut er sich auf diese Aufgabe, vor der er zugleich höchsten Respekt hat. Ruhig und überlegt will er sich dem Dom und allem, was damit zusammenhängt, widmen – das ist seine Natur. Mit Ehefrau Noemi und den Kindern Henja (10) und Tammo (8) lebt Jan Richarz in Stolberg-Atsch. „Da kann ich demnächst vielleicht sogar mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren“, freut er sich über diese Entwicklung in seinem Leben. Als freiberuflicher Denkmalpfleger, Bauhistoriker und Bauforscher konnte er im Laufe der Jahre wertvolle Erfahrungen sammeln. Er war Stadtkonservator von Ratingen und anschließend wissenschaftlicher Referent im Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) mit Zuständigkeit für den Kreis Euskirchen, die Stadt Duisburg sowie für die südliche Städteregion Aachen. „Es ging zuletzt vielfach um Schäden, die durch die Flut 2021 an historischer Bausubstanz entstanden sind“, blickt er zurück. Die Macht der Elemente, die auch dem 1200 Jahre alten Welt erbe Aachener Dom schwer zu gesetzt hat, ist ihm vertraut.

Regen, Sonne, Frost und Sturm haben den Dom in große Gefahr gebracht und dem Dombau meis ter viel abverlangt. Nun kann Helmut Maintz nach intensiven langjährigen Sanierungs arbeiten das Gebäude in die neue Verantwortung übergeben. Zuletzt war es die Taufkapelle, deren Rettung der Dombauhütte viel Kopfzerbrechen bereitet hatte.

Denkmalpflege im Blick

Richarz, der an der RWTH Aachen studiert hat, kam im Laufe seiner Tätigkeit häufig mit dem Aachener Dom in Berührung. So kümmerte er sich im Rahmen eines Förderprojektes um die virtuelle Rekonstruktion des Nachlasses des ehemaligen Stadt- konservators und Dombaumeisters Leo Hugot. Ihm hat er sein Promo tionsthema an der Fakultät für Architektur zu verdanken: „Aachen – Wiederaufbau: Rekonstruktion durch Translozierung“. Hugot hatte rund 50 historische Fassaden versetzt und damit zur Rettung des historischen Stadtbildes beigetragen.

Der Blick auf den Dom ist damit für Jan Richarz etwas Vertrautes und zugleich eine Herausforderung, der er sich stellen will. Mit dem Aachener Stadtarchäologen Andreas Schaub hat er – lange vor der Bewerbung zum Dombaumeister – zur Aula Regia geforscht, der einstigen karolingischen Königshalle, die sich dort befand, wo heute das Rathaus steht – in Beziehung zum Dom im gesamten Pfalzkomplex. 2009 war er dabei, als man bei einer Grabung die römische Wasserleitung zwischen Dom und Ursulinerstraße fand.

In seinem vielschichtigen Amt steht zunächst das neue effiziente Brandschutzsystem im Mittelpunkt. Bei den Sanierungsarbeiten wird man sich endlich dem Kreuzgang zuwenden – nicht zuletzt mit Blick auf die Heiligtumsfahrt 2023, bei der man diesen Bereich verstärkt nutzen wird. Den Gewerken der Dombau-hütte fühlt er sich mindestens so nahe wie den historischen Forschungen. „Ich wäre eventuell auch gern Maurer oder Steinmetz geworden“, sagt er. Was er nicht wollte: die Kaffee rösterei des Großvaters übernehmen. Dabei ist er einem guten Kaffee etwa bei Team besprechungen nicht abgeneigt.

Aktuell ist Jan Richarz mit Hochschulen und der öffentlichen Denkmalpflege gut vernetzt, hat Erfah rungen mit der Beschaffung von Fördergeldern, hält gern Vorträge und koordiniert engagiert komplexe Projekte. Auch der Zusammenarbeit mit dem regionalen Handwerk sieht er positiv entgegen. Im Ehrenamt ist er zudem für das Technische Hilfswerk (THW OV Stolberg) tätig.

www.dombauhuette-aachen.de