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Handwerkskammer Aachen

Pressemitteilung vom 21.11.2024„Wir können alles, was kommt!“

Vollversammlung der Handwerksammer Aachen: Präsident Marco Herwartz fordert klare politische Entscheidungen

Aachen. „Das Handwerk redet nicht nur – es macht.“ Mit diesen Worten eröffnete Präsident Marco Herwartz die Herbst-Vollversammlung der Handwerkskammer Aachen. Das „Parlament des Handwerks“ widmete sich bei seiner Sitzung im Bildungszentrum BGZ Simmerath den zentralen Herausforderungen der Branche, von politischen Unsicherheiten über Bildungsförderung bis hin zur Integration im Handwerk. Herwartz appellierte eindringlich an die Politik, dringend notwendige Stabilität und Planungssicherheit für die Betriebe zu schaffen. „Ein politisches Patt darf nicht zum Standortrisiko werden“, mahnte der Handwerkspräsident mit Blick auf die aktuelle Krise der Bundesregierung. „Unsere Betriebe brauchen klare Entscheidungen und eine handlungsfähige Regierung, um sich in unsicheren Zeiten behaupten zu können.“
 

Konjunkturumfrage: Handwerk bleibt tragende Säule der Wirtschaft

Herwartz verwies auf die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Aachen, die zeigen, dass insbesondere das Bauhauptgewerbe unter sinkenden Aufträgen leidet. Dennoch bleibt das Handwerk eine stabile Stütze der regionalen Wirtschaft. „Unsere Konjunkturumfragen geben uns die nötigen Daten, um gezielt zu handeln und gegenüber Politik und Verwaltung mit einer starken Stimme aufzutreten“, so Herwartz. Er rief die Betriebe dazu auf, sich aktiv an den Umfragen zu beteiligen. 

Maßnahmen der Politik: Fortschritte und Rückschritte 

In seiner Rede ging der Präsident auch auf politische Entscheidungen ein, die das Handwerk direkt betreffen. Positiv bewertete er die geplante Erhöhung der Meistergründungsprämie von 10.500 auf 11.500 Euro, um junge Meisterinnen und Meister bei ihrem Start in die Selbstständigkeit zu unterstützen: „Das ist ein Schritt in Richtung Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung.“ Gleichzeitig kritisierte er, dass Meister-Stipendien, die die Kreise Düren und Euskirchen vergeben, künftig mit dem Aufstiegs-BAföG verrechnet werden sollen: „Das ist ein bürokratischer Rückschritt, der wieder einmal zeigt, dass die Vereinfachung von Vorschriften noch in weiter Ferne liegt.“ 

Förderung der Bildungseinrichtungen

Ein zentrales Thema der Vollversammlung war die Finanzierung der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU). Der HWK-Präsident machte deutlich, dass geplante Kürzungen gravierende Folgen für die Ausbildungsbetriebe hätten: „Unsere Bildungszentren sind die verlängerte Werkbank der Betriebe. Es darf nicht sein, dass diese wichtige Ausbildung durch Kürzungen gefährdet wird.“ Zwar habe das Land NRW bereits nachjustiert und Fördermittel von 4 Millionen Euro zugesichert, doch das sei nicht ausreichend für ganz NRW: „Wir kämpfen weiter für eine solide Finanzierung der ÜLU, denn sie ist ein unverzichtbarer Bestandteil der handwerklichen Ausbildung.“ 

Zugleich hob er positive Entwicklungen hervor, wie die geplante Erhöhung der Bildungsstättenförderung im Jahr 2025. Dennoch mahnte er: „Eine solide Förderung von Modernisierungen darf nicht zulasten der ÜLU gehen. Es muss in Köpfe und in Steine investiert werden.“ Marco Herwartz zitierte an dieser Stelle den Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich: „Die Bildungszentren sind die Hochschulen des Handwerks. Und bisher habe ich nicht gehört, dass man den Universitäten und Fachhochschulen so massiv die Mittel kürzen will.“

Integration im Handwerk: Erfolgreiche Beispiele aus der Region

Ein weiteres Schwerpunktthema war die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ins Handwerk. Herwartz würdigte Best-Practice-Beispiele wie die Schmiede Aachen von Michael Hammers, der Menschen aus Australien, Eritrea, Mexiko und Belgien ausbildet. „Das Handwerk baut Brücken zwischen Kulturen und zeigt, wie Integration gelingt – durch Engagement, Vielfalt und klare Werte.“ 

Auch Anlagenmechaniker Jan Mohr aus Aachen, der Geflüchtete in sein Team integriert, wurde als Vorbild genannt: „Integration ist nicht nur eine gesellschaftliche Aufgabe, sondern eine Chance, dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen.“ 

Deutsche Meisterschaft im Handwerk: Talente fördern und stärken

Ein besonderer Höhepunkt im Handwerksjahr ist die Deutsche Meisterschaft im Handwerk. Marco Herwartz zeigte sich stolz auf die herausragenden Leistungen aus dem Kammerbezirk Aachen: „Wir können neun Landessieger feiern – darunter sieben Frauen! Das zeigt: Das Handwerk wird weiblicher, und diese Vielfalt bereichert uns alle.“ Der Präsident ermutigte die Betriebe, ihre jungen Fachkräfte zur Teilnahme an Wettbewerben zu motivieren: „Diese Talente sind nicht nur eine Auszeichnung für die Betriebe, sondern auch ein starkes Signal für die Zukunft des Handwerks.“

Neues Validierungsgesetz: Chancen für Berufserfahrene ohne Abschluss

Ab Januar 2025 tritt das neue Validierungsgesetz in Kraft. Es ermöglicht Menschen ohne formalen Abschluss, ihre Berufserfahrung anerkennen zu lassen. Präsident Herwartz nannte ein Beispiel aus der Region: Helmut König, der über ein vergleichbares Verfahren seinen Gesellenbrief als Elektrotechniker erwarb. „Das Gesetz eröffnet neue Perspektiven und zeigt, dass berufliche Kompetenz anerkannt wird – ein wichtiger Schritt für die Fachkräftesicherung.“

125 Jahre Handwerkskammer Aachen: Ein Jubiläum mit Blick nach vorn 

Zum Abschluss der Vollversammlung lud Marco Herwartz die Betriebe ein, sich aktiv an den Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen der Handwerkskammer im kommenden Jahr zu beteiligen. Mit Aktionen wie der Handwerksstraße beim CHIO und neuen Formaten wie dem „Schoolcrafter“-Bus sollen die Stärken des Handwerks noch sichtbarer gemacht werden. 

„Lassen Sie uns noch mehr Menschen von der Kraft des Handwerks erzählen, denn aktuell sind wir in der Tat vielfach noch ‚der unterschätzte Riese‘. Dabei können wir alles, was kommt“, betonte der Präsident.



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Als regionale Dachorganisation vertritt die Handwerkskammer Aachen die Interessen von rund 17.500 Handwerksbetrieben mit ihren über 85.000 Angestellten und knapp 5.400 Lehrlingen in der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg. Mit einem Umsatz von circa zehn Milliarden Euro ist das Handwerk eine der wirtschaftlichen Stützen im Kammerbezirk.